© TU Berlin/PR/David Ausserhofer

Der Berliner Verbund stellte sich im Februar 2019 den Gutachter*innen

Engagiert, kompetent und harmonisch

Die großen Berliner Universitäten und die Charité – Universitätsmedizin Berlin arbeiten seit 2016 eng zusammen, um den Wissenschaftsstandort Berlin gemeinsam und strategisch weiterzuentwickeln. Inzwischen werden sieben erfolgreiche Berliner Clusterinitiativen gefördert, und der Antrag der Berlin University Alliance in der Exzellenzstrategie war erfolgreich. Auf dem Weg dahin stelle sich der Berliner Verbund im Februar 2019 einem internationalen Gutachter*innengremium. TU-Präsident Prof. Dr. Christian Thomsen schildert seine persönlichen Eindrücke von dem wichtigen Besuch und dem Meilenstein auf dem Weg zum Berliner Exzellenzverbund.

Herr Professor Thomsen, worauf legten die Expert*innen besonderen Wert? Was war Ihr ganz persönlicher Eindruck?

Die Expert*innen, die hier waren, interessierten sich vor allem dafür, ob unser Antrag nicht nur ein Papiertiger ist, sondern ob das, was wir geschrieben haben, an den Berliner Universitäten auch wirklich gelebt wird. Darin liegt die besondere Bedeutung dieser Begehung. Und ich glaube, es ist uns gut gelungen, genau das darzustellen. Es waren ja sehr viele Menschen quer durch alle Einrichtungen und Statusgruppen beteiligt. Sie haben durch die Labore geführt, die Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppen präsentiert und Rede und Antwort gestanden. Sie vermittelten glaubhaft, dass ausnahmslos alle hinter diesem Konzept stehen und dass die Inhalte wirklich auch von allen Mitgliedern der beteiligten Einrichtungen gelebt werden. Ich hatte das Empfinden, dass unsere positive Stimmung sich auch übertragen hat. So wurde bei den Touren durch Forschungslabore nicht nur Wissenschaft gezeigt, sondern wir konnten auch zusammen mit den Kolleg*innen von den jeweils anderen Einrichtungen darstellen, wie wir uns übergreifende Infrastrukturen vorstellen. Das Einstein Center Digital Future war dann ein eindrückliches Beispiel dafür, was wir bereits hervorgebracht haben: eine gemeinsame Einrichtung aller vier Partnerinnen.

Welches sind die wichtigsten Ziele des Verbundantrages, also Komponenten, die Berlin als herausragenden Wissenschaftsstandort erstrahlen lassen sollen?

Wir haben als erste große Herausforderung die „Social Cohesion“ ausgerufen. Das ist ein Thema, an dem alle Einrichtungen beteiligt sind und das auch gar nicht von einer Universität allein zufriedenstellend bearbeitet werden kann. Daran konnten wir eindrücklich den Kern zeigen, weshalb wir den Verbund gegründet haben. Daneben ist der Austausch von Wissen ein großes Thema, insbesondere auch der Austausch mit der Gesellschaft, in Berlin und weltweit. Wir wollen genau hinhören, welche Fragen diese hat, zum Beispiel zum Klimawandel, und dann in der Forschung darauf eingehen. Für die Qualität der Wissenschaft wollen wir ebenfalls neue Standards setzen, eine gemeinsame Infrastruktur aufbauen und die besten Köpfe anziehen.

Wie wichtig ist die Unterstützung des Berliner Senats für den Antrag?

Das ist natürlich sehr wichtig, gleichwohl keineswegs selbstverständlich. Und wir bekommen sie auch – auf zwei Ebenen: Alle Einrichtungen haben über einen Innovationsfonds eine Anschubfinanzierung über zwei Jahre erhalten, die TU Berlin allein 1,2 Millionen Euro. Aber es haben sich vom Senat auch viele Menschen eingebracht, Ideen geliefert und uns mit Zuarbeit unterstützt. Besonders wichtig war natürlich, dass der Regierende Bürgermeister Michael Müller, auch in seiner Eigenschaft als Wissenschaftssenator, persönlich bei der Begutachtungsrunde dabei war. Durch sein engagiertes und kompetentes Vertreten der Berliner Wissenschaftslandschaft konnte er viele Pluspunkte einsammeln und hatte eine äußerst positive Wirkung auf die Gutachter*innen. Man konnte das am Applaus für sein Statement ablesen, und spätere Feedbacks haben meinen Eindruck bestätigt, dass das hervorragend ankam.

Was hat Sie selbst am meisten beeindruckt und vielleicht auch überrascht?

Jede der antragstellenden Einrichtungen hat ja eine eigene Historie, eigene Strukturen, eine eigene Kultur. So mussten wir zu Beginn der Antragserarbeitung lernen, eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Es würde kein überzeugendes Bild abgeben, wenn sich die vier Präsident*innen zum Beispiel gegenseitig widersprechen. Dieses Zusammenfinden ist uns, denke ich, gut gelungen. Das konnte man daran erkennen, dass wir gar nicht mehr als Vertreter*innen bestimmter Universitäten angesprochen wurden, sondern als Verbundpartner. Das wirkte harmonisch, aber es steckt eine große Leistung dahinter. Vor diesem Hintergrund einen gemeinsamen und auch authentischen Auftritt hinzubekommen, das war auch für mich persönlich eine besondere Erfahrung. Und das Ergebnis vom 19. Juli 2019 ist auch für mich außergewöhnlich und ein ganz großer Meilenstein für Berlin und für unsere TU Berlin. Unser Mut hat sich gelohnt. 

Vielen Dank!

Unterschiede als starke Grundlage

Die Vizepräsidentin für Forschung, Berufungsstrategie & Transfer, Prof. Dr.-Ing. Christine Ahrend, hat sich in dem Verbund-Antrag vor allem für die Spitzenforschung und einen Ausbau des Knowledge Exchange eingesetzt.

Ich konnte im Verbund eine sehr fruchtbare wissenschaftspolitische Diskussion über Spitzenforschung und Knowledge Exchange (KE) anregen. Wir verstehen Transfer als Einheit von Wissens- und Technologietransfer und das Prinzip transdisziplinärer Forschung als gewinnbringend. Das freut mich besonders. Darüber hinaus haben wir in der TU Berlin Transdisziplinäre Foren (TraFo) entwickelt. Sie waren die Blaupause für das „PreResearch Forum“ im Herbst 2018, die erste gemeinsame Aktivität der Berlin University Alliance (BUA).

Wir sehen schon jetzt in den Arbeitsgruppen, wie sich unsere jeweiligen Schwerpunkte, unsere unterschiedlichen Perspektiven, Erfahrungen und Netzwerke ergänzen. Die Vernetzung und gemeinsame Aktivitäten in KE und Wissenschaftskommunikation werden den Wissenschaftsstandort Berlin für die Gesellschaft, national wie international, noch zugänglicher machen. Ich spüre einen großen Elan und wünsche mir, dass wir unsere Unterschiedlichkeiten als starke Grundlage der BUA begreifen.

Attraktive neue Optionen

Der Vizepräsident für Lehre, Digitalisierung und Nachhaltigkeit, Prof. Dr. Hans-Ulrich Heiß, hat sich unter anderem für das verbundweite Lehr-Angebot der Projektwerkstätten eingesetzt.

Das Interesse an Wissenschaft und Forschung bei den Studierenden zu wecken und mit geeigneten Lehr- und Lernformaten zu fördern war ein wichtiges Motiv. Gerade im Verbund eröffnen sich für die Studierenden aller vier Einrichtungen neue Optionen, auch interdisziplinär zusammenzuarbeiten. Das an der TU Berlin seit Jahrzehnten bewährte Konzept der Projektwerkstatt zur Unterstützung der Eigeninitiative der Studierenden wird jetzt verbundweit angeboten. Ich bin überzeugt, dass die Zusammenarbeit und die universitätsübergreifenden Angebote den Wissenschaftsstandort Berlin auch für Studierende deutlich attraktiver machen. Die Öffnung von Lehrveranstaltungen für Studierende der anderen Häuser und die verbundweite Nutzung von Lernplattformen mit ihren reichhaltigen Materialien schaffen neue Möglichkeiten der individuellen und interdisziplinären Gestaltung des Studiums.

Gemeinsam global sichtbarer werden

Die Vizepräsidentin für Strategische Entwicklung, Nachwuchs und Lehrkräftebildung, Prof. Dr. Angela Ittel, hat ihre Expertise aus der Nachwuchsarbeit in den Verbundantrag eingebracht.

Ich konnte das Handlungsfeld „Promoting Talents“ im Verbund mitgestalten. Die geplanten Aktivitäten greifen sehr direkt auf unsere Arbeit zurück, der Nachwuchsarbeit an der TU Berlin eine sichtbarere und im Verbund inhaltliche und organisatorisch kompatible Struktur zu geben. Junge Wissenschaftler*innen werden enorm von den größeren Möglichkeiten, an den universitätsübergreifenden Angeboten teilzuhaben, profitieren. Wir werden gemeinsam viel dynamischer und effektiver auf Ausbildungsbedarfe reagieren können. Zudem habe ich die Querschnittsthemen Diversität und Gleichstellung sowie Internationalisierung im gesamten Antrag mit vertreten. Durch die jüngsten Erfolge in diesen Bereichen an der TU Berlin – sichtbar unter anderem durch das neu erworbene Qualitätssiegel „HRK Re-Audit“ – konnten wir im Verbund viele Inhalte einbringen. Die konsequente gemeinsame Arbeit in diesen Bereichen wird Berlin zu einem global sichtbaren und enorm attraktiven Wissenschaftsstandort machen.

Vorbild für Verwaltung

Der Kanzler und Leiter der zentralen Universitätsverwaltung, Dr. Mathias Neukirchen, sieht in dem Verbund auch neue Chancen und Impulse für das administrative Wissenschaftsmanagement.

Es ist natürlich eine enorme Herausforderung, auch die Verwaltung solcher großen, personal- und forschungsstarken Einrichtungen, wie es die drei großen Universitäten und die Charité sind, auf vielen Ebenen gemeinschaftlich zu organisieren. Hier stehen die Verwaltungsleitungen – übrigens nicht erst seit heute – in sehr engem Kontakt, um Synergien in diesem Handlungsfeld zu optimieren und auszubauen. Wir haben viel Arbeit geleistet, es gab viele Arbeitssitzungen, auf strategischer wie auf operativer Ebene. Ich denke, wir können stolz in die Zukunft schauen, denn wir haben an Konzepten gearbeitet, Berlin zu einem Vorzeige- und Vorbildstandort auch für administratives Wissenschaftsmanagement zu machen. Von den Impulsen, die die intensivierte Kooperation der vergangenen Monate mit den Verbundpartnern für unsere Arbeit gegeben hat, wird die Berliner Wissenschaftslandschaft künftig in jedem Fall enorm profitieren.