Christian Forbrig & Sven Giese

An der TU Berlin bin ich …

Christian Forbrig: … als wissenschaftlicher Mitarbeiter seit 2014. Ich habe hier aber auch schon studiert, damals noch im Diplomstudiengang Biotechnologie.

Sven Giese: … seit 2014 als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt.

Zuvor …

Christian Forbrig: … habe ich Erfahrungen in ganz verschiedenen Bereichen gesammelt. Während einer Zusatzausbildung in Design Thinking und während meiner Zeit in einem Startup lernte ich komplett andere Arbeitskulturen kennen, deren positive Aspekte ich dann in verschiedenen Projekten und seit 2014 auch hier am Fachgebiet in die Welt der Naturwissenschaften übertrage. 

Sven Giese: … war ich auch ein Student, aber an der Freien Universität. Dort habe ich Bioinformatik studiert und bin schließlich über die gemeinsame Leidenschaft zur Proteomik in die Arbeitsgruppe von Prof. Rappsilber gekommen.

In meiner eigenen Studienzeit fand ich  … 

Christian Forbrig: … schade, dass so wichtige Sachen wie Projektarbeit und damit einhergehend das Arbeiten in Teams und das Trainieren von Präsentationsstärke einen so niedrigen Stellenwert hatten.

Sven Giese: … besonders gut, wenn die Profs und WiMis Themen und Lösungen für Probleme vorgestellt haben, an denen sie selber tatsächlich forschen.

Ich betreue am FG Bioanalytik die Veranstaltungen …

Christian Forbrig: … Bioanalytik I & II, PIW und das Mastermodul Advanced Bioanalytics. 

Sven Giese: … auch Bioanalytik I & II, PIW und zusätzlich Modern Mass Spectrometry.

An der Lehre finde ich spannend, …

Christian Forbrig: … dass wir unsere Studierenden dabei unterstützen können, selbstbewusste und eigenständig denkende Wissenschaftler*innen und Zukunftsgestalter*innen zu werden.

Sven Giese: … die Entwicklung der Studierenden mitanzusehen. Das ist besonders beeindruckend bei der Betreuung von Abschlussarbeiten. Diese sind in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung, da beide Seiten am Anfang oft nicht ganz genau wissen, wo die Reise hingeht. Dafür gibt es aber das authentische Forschungserlebnis mit allen Höhen und Tiefen, die dazugehören.

Die größte Herausforderung für mich in der Lehre ist, … 

Christian Forbrig: … nicht zu viel auf einmal zu machen. Wir haben große Visionen für unser Fachgebiet, davon schon einiges umgesetzt, aber auch noch vieles vor. Doch auch meine Dissertation will fertiggestellt werden.

Sven Giese: … die manchmal sehr heterogene Gruppe von Studierenden bestmöglich zu unterstützen und zu motivieren. Wir wollen mit unserer Lehre alle erreichen, die erreicht werden wollen. Dafür haben wir im Bachelor ein breites Angebot an VL & Seminaren und ein tolles Tutor*innen-Team. Unsere Tutor*innen sind super motiviert und ein extrem wichtiger Teil unserer Lehre. Manchmal ist man als WiMi schon gedanklich zu weit entfernt von den Problemen der Studis, weil man sie vor langer Zeit verstanden und abgehakt hat. Tutor*innen sind da noch näher dran an den Studis, aber Ihnen fehlt noch die Forschungserfahrung. Somit gibt es das optimale Lehrergebnis nur dann, wenn Profs, WiMis, Tutor*innen und Studierende aktiv und gemeinsam miteinander arbeiten.

Es hilft, …

Christian Forbrig: … nicht allein zu sein. Sven und ich ergänzen uns in vielen Sachen und zusammen mit Prof. Rappsilber, unseren Tutor*innen und unserem gesamten Team schaffen wir es, dann doch unsere Pläne umzusetzen und dabei noch ausreichend Zeit für die eigene Forschung zu haben. 

Sven Giese: … wenn man so ein tolles Lehreteam hat wie wir, in dem man sich auf jeden verlassen kann.

„Lehre ist Teil unserer Forschung“, weil …

Christian Forbrig: … wir uns als wissenschaftliche Mitarbeiter mit Lehraufgaben ja immer im Spannungsfeld von einerseits exzellenter Forschung und andererseits der Verantwortung guter Lehre befinden. Was liegt da näher, als die eigenen Lehrveranstaltungen nicht als Last sondern als spannendes Experiment zu sehen? Nicht zwingend mit dem Ziel einer Publikation, wohl aber um Hypothesen aufzustellen, diese in einem Kurs oder einer Veranstaltung umzusetzen und schließlich zu validieren und falls nötig anzupassen.

Sven Giese: … Analytik kein Fach ist, in dem man gut auswendig lernen kann. Selten gibt es für unsere Fragestellungen „Textbuchlösungen“.  Um dennoch auch die komplexesten Herausforderungen zu meistern, erfordert es „out of the box“-Denken und Kreativität. 

Ein aktuelles Beispiel für ein „Lehr-Experiment“ ist …

Christian Forbrig: … die Umgestaltung unseres Praktikums Bioanalytik II . (siehe Sven)

Sven Giese: … unser noch relativ neues Praktikum im 5. Semester Biotechnologie „Charakterisierung von Stressantworten von Escherichia coli“.  Die Idee ist relativ schnell erklärt, Zellkulturen von E. coli werden unter verschiedenen Stressbedingungen gezüchtet und gegen eine Referenzkultur, die unter optimalen Bedingungen gewachsen ist, verglichen. Dabei interessiert uns vor allem, welche Proteine vermehrt bzw. verringert in der gestressten Probe vorkommen. Dieses kleine Experiment hilft dabei, die Komplexität der Zelle wieder etwas besser zu verstehen. Diese Aufgabe überlassen wir allerdings den Studierenden (:

Mein schönstes und auch erfolgreichstes Lehr-Experiment bisher war …

Christian Forbrig: … die Neuentwicklung des Mastermoduls Advanced Bioanalytics. Hier wollen wir den Teilnehmer*innen einerseits aktuelle bioanalytische Forschungsrichtungen näherbringen und sie gleichzeitig in so wichtigen Dingen wie Arbeiten im Team unter Zeitdruck und dem verständlichen Zusammenfassen komplexer Zusammenhänge trainieren. Die Teilnehmer*innen beschäftigen sich in Kleingruppen erst drei Tage intensiv mit einer Thematik, um dann zusammen mit den anderen Kleingruppen am vierten Tag eingeladenen Spezialisten eine Vorlesung über deren Fachgebiet zu präsentieren. Diese weisen dann mit ihrer Expertise auf Lücken oder Falschverstandenes hin, ergänzen die Vorlesung durch ihre Erfahrungen und berichten letztendlich auch über ihre eigene Forschung. Eine anschließende Diskussion gibt Raum für noch offene Fragen.

Es ist schön zu sehen, wie die Teilnehmer*innen jeden Tag an ihre Grenzen kommen, dabei über sich hinauswachsen und am Ende jeden Themas unsere eingeladenen Experten mit Fragen löchern.

Sven Giese: … das oben beschriebene Projekt zu E. coli. Es ist dabei besonders schön anzusehen, wie produktiv und lösungsorientiert die Studierenden arbeiten, wenn sie minimal (oder auch ein bisschen mehr) aus der Komfortzone gelockt werden. Am Anfang stehen die Studierenden vor einem Haufen von Rohdaten und finden weder den Sinn noch die Zusammenhänge. Binnen kürzester Zeit aber organisieren sich die Kleingruppen und jagen ihren Hypothesen nach. Am Ende des Praktikums erklären sie uns dann ihre Hypothesen zu den zugrundeliegenden Vorgängen in der Zelle und verknüpfen ihre eigenen Messungen mit ihrer Recherche. Das war bisher immer sehr beeindruckend!

Überhaupt nicht funktioniert hat allerdings …

Christian Forbrig: … derselbe Kurs in seiner ersten Version. Damals präsentierten die eingeladenen Experten nach einer Einführung in ihre Thematik ihre Forschung. Wir erwarteten rege Diskussionen und Nachfragen seitens der Studierenden. Leider wurde die Möglichkeit zum Austausch mit den hochrangigen Gästen quasi nicht wahrgenommen. Und auch in den mündlichen Prüfungen fiel uns auf, dass grundlegende Zusammenhänge nur ansatzweise verstanden wurden. Gespräche mit den Studierenden halfen uns dann zu verstehen, warum unsere Erwartungen nicht eintrafen. Es fehlte ihnen nicht das Interesse, sondern vielmehr der Mut, sich zu melden. Daraus resultierte eine sehr passive Teilnahme und damit geringerer Lernerfolg. Aufbauend darauf entstand die aktuelle Version des Kurses – nun in ihrer dritten Runde und jedes Mal noch ein bisschen mehr auf die Bedürfnisse der Teilnehmer*innen zugeschnitten.

Sven Giese: … in der ersten Iteration vom Projekt E. coli die Datenauswertung. Das ist für viele Biotechnologie-Studierende noch ein bisschen neu, Daten außerhalb von Excel zu analysieren. Da gerade die Datenanalyse in der Analytik eine große Rolle spielt, wollen wir die Studierenden früh dafür sensibilisieren und sie auch dadurch mehr an unserer Forschung teilhaben lassen. Um die Studierenden besser auf die Datenanalyse vorzubereiten, produzieren wir mittlerweile Tutorialvideos und stellen Beispieldaten zur Übung zur Verfügung.

Trotzdem sollte man in der Lehre generell mehr experimentieren, weil…

Christian Forbrig: … ein guter Kurs nicht einfach so entsteht und selbst bei bester Vorbereitung nicht zum gewünschten Erfolg führen muss. Lehrexperimente geben uns die Möglichkeit, neue Herangehensweisen auszuprobieren und den status quo zu ändern. Eine nicht so gute oder nur mittelmäßige Veranstaltung muss so nicht bleiben! Es erfreut mich zu sehen, dass wir nicht die einzigen sind, die im Bereich Lehre experimentieren. Es ist doch unsere Aufgabe als Lehrbeauftragte der Universität unseren Studierenden die bestmögliche Ausbildung zu bieten – sie sind es schließlich, die auch unsere Zukunft gestalten.

Sven Giese: … Studierende nur so wirklich auf das Forscher*innenleben vorbereitet werden können. Potenzielle Misserfolge gehören genauso zur Forschung wie zum Leben/Studium. Ein Misserfolg ist kein Grund das Studium, die Lehre oder die eigene Forschung in Frage zu stellen. Mit Erfolgen umzugehen ist natürlich deutlich leichter, aber man lernt manchmal sogar mehr aus Misserfolgen. Dazu muss man natürlich in der Lage sein, die eigenen Handlungen begründen und hinterfragen zu können. Diese Philosophie versuchen wir, auch in der Lehre miteinzubringen.

Auf unserem Plakatmotiv halten wir einen …

Sven Giese: … 3D-Druck der Struktur des Proteins Humanalbumin. Dieses Protein ist das häufigste Protein im Blutplasma. Wir nutzen dieses Protein gerne als Modellprotein für die Entwicklung von neuen Methoden zur Strukturaufklärung. Ursprünglich haben wir damit Besucher*innen zur Langen Nacht der Wissenschaften erklärt, was genau die Struktur eines Proteins ist und warum wir an dessen Aufklärung forschen.

Mein Lieblingsprotein ist …

Christian Forbrig: … GFP (grünfluoreszierende Protein), weil dessen Fluoreszenz mit bloßem Auge wahrnehmbar ist – eine schöne Abwechslung zu den normalerweise „unsichtbaren“ Proteinen in transparenten Flüssigkeiten. 

Sven Giese: … Humanalbumin, weil ich dieses Protein schon so oft mit unserer Analysesoftware analysiert habe, dass ich manchmal von der Sequenz träume („DAHKSEVAHR“ für die Insider – https://www.uniprot.org/uniprot/P02768.fasta).

Protein-Shakes …

Christian Forbrig: …wollte ich immer schon in einem unserer Praktika analysieren.

Sven Giese: … finde ich zum Verdauen? (Sorry, noch ein Insider, da wir Proteine vor der Analyse ebenfalls mit einer Protease „verdauen“.)

Mein Lieblingsort an der TU Berlin …

Christian Forbrig: … ist das Café ganz oben im TEL-Hochhaus – leider recht weit weg von unserem Standort in der Gustav-Meyer-Allee.

Sven Giese: … sind die Räume und Praktikumslabore in unserem Fachgebiet. Nach einigen (langwierigen) Verzögerungen bin ich total froh, dass wir keine Übergangslösungen mehr planen müssen und uns keine Sorgen machen müssen, in welchen Räumen wir im nächsten Semester unser Praktikum anbieten.

Wenn ich nicht an der Uni bin, trifft man mich …

Christian Forbrig: … mit meiner Familie.

Sven Giese: … – so oft es die Uni erlaubt – entweder im Sand von Beach Mitte oder mit meiner Familie beim Kaninchenfüttern im Tierpark Jungfernheide.