Die individuelle Nutzung von ChatGPT erfordert die Registrierung mit einer E-Mail-Adresse und (häufig privaten) Mobilnummer. Zudem ist das leistungsfähige ChatGPT 4 mit monatlichen Kosten von derzeit 20€ verbunden. Und der Anbieter OpenAI kann Profile generieren.
Die individuelle Anmeldung ist keine Option für alle Studierenden und Beschäftigten.
Da die Hochschullehre eine hoheitliche Aufgabe ist, kann ChatGPT nicht verpflichtend eingesetzt werden, denn die Offenlegung personenbezogener privater Daten gegenüber Open AI kann nicht eingefordert werden. Aufgrund fehlender Chancengleichheit ist die Zulässigkeit einer freiwilligen Nutzung unter diesen Bedingungen ebenso kritisch zu betrachten.
Es braucht also andere Wege!
Dass generative KI wie ChatGPT im Hochschulalltag heute und künftig eine wichtige Rolle spielt, ist offensichtlich. Im Rahmen der Kultusministerkonferenz (KMK) wird das Bekenntnis dazu gegeben und die Notwendigkeit eines fehlertoleranten Umgangs mit KI-Tools und die Schaffung rechtsicherer und chancengleicher Zugänge gefordert.
An Generativer KI führt kein Weg vorbei!
Die HAWK Hochschule in Hildesheim, Holzminden und Göttingen hat bereits im Januar 2023 eine Open-Source-Software entwickelt, die ChatGPT datenschutzkonform auf Basis eines Interfaces einbindet.
Es ist also möglich:
Datenschutzkonformer Zugang zu ChatGPT.
Neben der HAWK setzen mittlerweile mehrere Hochschulen die HAWKI-Plattform ein und stellen ihren Mitgliedern kostenlose Zugänge zur Verfügung, beispielsweise die Hochschule München und die Universität Hildesheim. An der TU Berlin wird darüber nachgedacht, inwieweit diese Lösung geeignet ist, einen niedrigschwelligen und datenschutzkonformen Zugang zu generativer KI zu ermöglichen, das Team Datenschutz steht dazu mit mehreren Bereichen im engen Austausch.
Die HAWKI-Plattform ist datenschutzkonform, da sie ChatGPT über eine API (Application Programming Interface) einbindet – die Prompts sind von Open AI nicht Personen zuzuordnen. Außerdem gehen die Chatinhalte nicht als Trainingsdaten in das Large Language Model (LLM) ein. Trotzdem sollten keine personenbezogenen oder andere vertraulichen Inhalte eingegeben werden, da die Prompts an die Server von Open AI in den USA übertragen und erst nach 30 Tagen gelöscht werden.
Die Nutzung erfolgt über eine Weboberfläche nach einem Login mit dem Hochschulaccount. Die Chatkommunikation selbst wird bei HAWKI im Browser und nicht auf dem Server gespeichert. Damit ChatGPT die Anfragen im Chatverlauf „richtig versteht“ werden mit den Prompts jeweils einige der letzten Prompts als Kontext erneut übertragen (das entspricht einer „Session“ im Browser).
Der Ressourcenaufwand für den Betrieb scheint überschaubar zu sein, „it’s just another tool“. Allerdings ist die Nutzung der ChatGPT-API kostenpflichtig, es wird nach Nutzungsumfang abgerechnet, die Hochschulen tragen jeweils die Kosten („Token-basiert“; ein Token entspricht etwa einem Wort). Um die Kosten zu begrenzen, kann ein monatliches Limit eingestellt werden. Bei Bedarf könnten zudem Quotas je Nutzenden implementiert werden.
Die HAWKI-Plattform ist funktional ausgereift, ermöglicht effektives Prompten mit ChatGPT 4 und ist datenschutzkonform.
Die Einbindung weiterer generativer KI-Modelle ist von den Entwicklern angedacht, über das Interface wäre dann eine Auswahl möglich, anstatt ChatGPT könnten künftig beispielsweise Open-Source-LLMs genutzt werden.
Mit HAWKI legt sich die Hochschule nicht auf einen Anbieter fest und kann später leichter wechseln.
Microsofts „Copilot“ und andere generative KI-Tools
Microsoft bietet mit dem „Copilot“ ebenso einen Zugang zu ChatGPT 4 an, der je nach Lizenzmodell kostenpflichtig ist. Zur Nutzung ist ein gültiges Microsoft-Konto erforderlich, auf dessen Dokumente und Inhalte zugegriffen wird, um eine „verbesserte Nutzererfahrung“ zu generieren. Zudem werden die aktuellen, vom Copiloten unterstützten Aktivitäten (z.B. „E-Mail schreiben“) verfolgt und in Windows 11 ist der Copilot gleich als Assistent integriert. Zu den dabie verarbeiteten personenbezogenen Daten stellen sich viele datenschutzrechtliche Fragen, für andere vertrauliche Daten kann es aber ebenso problematisch sein.
Insofern muss sich hier noch zeigen, unter welchen Bedingungen eine Nutzung des „Copilot Chat“ überhaupt zulässig ist.
Bislang gilt ChatGPT als das ausgereifteste Tool, so dass es in vielen Fällen nicht gleichwertig durch andere Lösungen zu ersetzen ist.
Weitere Anbieter generativer KI kommen künftig auch in Frage – es besteht die berechtigte Hoffnung, dass sich neben den kommerziellen Anbietern (z.B. Googles Bard und Metas Llama) auch Open Source LLMs etablieren, die unabhängig betrieben und datenschutzfreundlich nutzbar werden.
Weitere Informationen
- Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz – Impulspapier: Large Language Models und ihre Potenziale im Bildungssystem (PDF, 17.1.2024)
- idw-online.de – HAWK ist Wegbereiterin für KI-Nutzung an Hochschulen (24.1.2024)
- Hochschulforum Digitalisierung – Design als Schnittstelle zur KI – wie ChatGPT & Co. sinnvoll nutzbar werden (2.8.2023)
- Source Code bei Github –
https://github.com/HAWK-Digital-Environments/HAWKI - Vincent Timm: Einführung in LLM’s und HAWKI –
verfügbar bei Youtube bzw. datensparsam und werbefrei via Invidious: https://yewtu.be/watch?v=W4cx1w4qCv0 - Blogbeitrag: chatGPT und der Datenschutz
Hat es eigentlich zu dem Thema irgendeine Entwicklung gegeben? Die HTW hat ja beispielsweise mit ChatKI einen Zugang zu ChatGPT 4o bekommen, die genau diese HAWKI Plattform nutzt.
Hallo Jonas, Danke für Deinen Kommentar.
An der TU dauert es etwas länger…
Aber der ChatClient mit Open-Source LLMs der GWDG ist an vielen Hochschulen verfügbar, auch für die TU:
https://chat-ai.academiccloud.de/