Datenschutzbedenken gab es mit den ersten Fitnesstrackern – aber für die Nutzenden sind sie praktisch, da die eigenen Werte und Perfomancedaten leicht zugänglich und auswertbar sind.
Aber eben auch für Dritte: Nicht nur die Anbieter selbst, die sich häufig Verwertungsrechte der in ihrer Cloud gespeicherten Fitness- und Trackingdaten einräumen, es gibt viele Interessierte: Krankenkassen, Versicherungen oder potentielle Arbeitgeber – denn aus den gesammelten (Gesundheits-)daten lassen sich viele Rückschlüsse ziehen.
Im Profisport hat die Vermessung der Sportler*innen ein ziemliches Ausmaß angenommen.
Offensichtlich wird es im Fussball:
- Sensor-bestückte Trikots und Brustgürtel-Tops sammeln Fitnessdaten (z.B. Puls, Atemfrequenz, Position und Beschleunigung),
- Bewegungen der Spieler*innen werden mit KI-unterstützter Kameraüberwachung ausgewertet,
- Genaue Arm- und Beinbewegungen können aus den Videodaten errechnet werden. Bei der Euro 2024 werden Abseits und Handspiele damit überprüft.
Wie weit wird es gehen?!
Welche Berufsgruppen werden die Nächsten sein, deren Aktivität und Performancedaten durchgängig ausgewertet wird?
- Lagerarbeiter*innen im Versandhandel?
- Kraftfahrer*innen?
- Handwerker*innen?
- Büroangestellte?
Die Vermessung kann jeden treffen!
Am Rande: Die KI-basierte Bewegungserkennung kann für automatische Videoüberwachungen genutzt werden – Bewegungen sind individuell und als biometrische Daten geeignet, Personen über verschiedene Kameras hinweg zu verfolgen.
Aber zurück zum Fussball:
Die Daten unterstützen Spieler*innen, Trainer*innen und Verein, damit sie auf dem Platz Erfolg haben. Außerdem können Belastungsgrenzen gut erkannt und Verletzungsrisiken besser eingeschätzt werden.
Die Datenverarbeitung an sich ist sinnvoll und auch datenschutzrechtlich vertretbar. Der Zweck sollte klar umrissen sein und eine Weitergabe an Dritte streng kontrolliert. Auch angemessen kurze Löschfristen erscheinen notwendig, ältere Daten könnten aggregiert werden um sie noch für Statistiken nutzen zu können und Datensparsamkeit zu praktizieren.
Haben Sportler*innen ein Recht auf Privatsphäre?
Profis und Amateure erleben eine umfassende Überwachung ihrer sportlichen Performance einschließlich der Gesundheitsdaten. Und eine Vielzahl von Akteuren hat auf ihre persönlichen Daten Zugriff.
Profifussballer*innen können sich dem nicht entziehen, seit langem wird nicht nur die Einzelleistung im Spiel, sondern jede Verletzung und Erkrankung öffentlich besprochen und mittlerweile gehören die Performancedaten dazu. Ein Opt-In gibt es nicht, wer dabei sein will muss seine*ihre Vermessung akzeptieren.
Die Daten werden über Plattformen vermarktet:
Scouts werten die Performancedaten der Ligen aus, es wird der*die passgenaue Spieler*in für die gewünschte Position versprochen. Die Vereine müssen keine Scouts mehr in die Stadien schicken, sondern heuern Datenanalysten an. Und diese können die Performancedaten tausender Profifussballer auswerten.
Bislang scheinen nur wenige daran Anstoss zu nehmen, es gehört zum Profisport dazu – aber es gibt einige Stimmen, bspw. bei der weltweiten Vereinigung der Profifussball-Gewerkschaften FIFPRO.
Wichtig wäre Grenzen zu ziehen, welche personenbezogenen Daten von welchen Akteuren verarbeitet werden dürfen und klarzustellen, dass diese Daten eben nicht frei sind.
Denn wie jede*r Mensch haben Sportler*innen ein Recht auf Privatsphäre, wie sogar die FIFA in einer Charter of Player Data Rights erwähnt.
Jetzt kommt es darauf an, faire Regeln festzulegen und umzusetzen.
Die Diskussion ist eröffnet!
Weitere Informationen
- heise.de – Fußball-Europameisterschaft: So funktioniert das Spielertracking technisch
- ARD alpha – Ein Spiel der Daten: Wie Algorithmen den Fußball verändern
- FIFPRO – All workers have the right to privacy – and players need a plan to protect it, 26 May 2023
- FIFPRO – Why data protection authorities are now looking at football, 05 May 2023
- FIFA – Data Protection Portal: Professional Players, unten verlinkt: Charter of Player Data Rights (PDF)
- connect-professional.de – Von Videoaufnahmen bis Statistiken.
Die Rolle von Daten im Profifußball - Deutsches Patent- und Markenamt (DPMA) – Fußball und Technik – IX. Analyse und Daten