Microtargeting ist spätestens seit dem Skandal um die Rolle von Cambridge Analytica bei der Trump-Wahl 2016 bekannt:
Ziel von Microtargeting ist, bestimmte Nutzergruppen anhand ihrer Interessen zu bündeln und diesen personalisierte, passende Werbung anzuzeigen.
Bei Wahlen sind das einerseits positive Äußerungen über die beworbene Partei, oft werden aber auch Fake News oder Schmutzkampagnen über politische Gegner auf diesem Weg verbreitet.
Ein aktueller Beitrag der ARD geht der Frage nach, ob und wie Wahlstrategen solche Kampagnen mithilfe britischer Agenturen umsetzen können – bei einer Undercover-Aktion.
In dem Beitrag wird ein deutscher Medienwächter interviewt, der die Unwissenheit der Politik über die Social Media Plattformen anspricht – letztlich gibt es keine ernsthafte Regulierung.
Transparenz fehlt aber nicht nur dort, auch die Parteien im Bundestag konnten sich nicht auf eine gemeinsame freiwillige Selbstverpflichtung zu fairem Wahlkampf einigen.
Ein britischer Journalist betont die Ignoranz der Politik gegenüber den Einfluss über die sozialen Medien, der zu einer Aushöhlung der Demokratie führen kann – die Brexit-Abstimmung und die Trump-Wahl waren deutliche Beispiele.
In Deutschland mischen sich verschiedene Akteure in den Wahlkampf ein, neben den Parteien selbst nehmen andere Einfluss – beispielsweise russische Agenturen. Und welche Mittel genutzt werden und wer diese finanziert ist nicht nachvollziehbar.
Zitiert wird eine Studie von 2015, aus der hervorgeht, wie viel Informationen allein in „Facebook Likes“ stecken: Um eine Person gut einschätzen zu können, benötigt ein Computer nur wenige Likes: Lediglich zehn Likes, um mit einem Arbeitskollegen mithalten zu können, um einen Freund zu übertreffen genügen 70 Likes, damit der Computer zu ähnlich guten Einschätzungen wie Eltern oder Geschwister zu kommen sind 150 Likes nötig und für eine:n Partner:in 300 Likes.
Für die Trump-Kampagne wurden von Cambridge Analytica viele Likes ausgewertet, oft mehr als 500 Likes je Facebook-Profil , woraus ein recht genaues Persönlichkeitsprofil ermittelt wurde und darauf zugeschnitten eine personalisierte Werbekampagne.
Aktivitätenverfolgung und Profilbildung sind die Basis für Microtargeting. Aber es bestimmt nicht nur unser Konsumverhalten, auch die Wahlentscheidung kann damit beeinflusst werden.
Weitere Informationen
- ARD – Die Story im Ersten: Wahlkampf undercover. Wie PR-Profis uns manipulieren (Beitrag in der Mediathek) (2021; Hinweis: Die Webseite bindet externe Dienste ein)
- netzpolitik.org – Campaign Watch: Aufruf zu Fairness im digitalen Wahlkampf (2021)
- netzpolitik.org – Wahlkampf in der Grauzone: Die Parteien, das Microtargeting und die Transparenz (2017)
- Bundeszentrale für politische Aufklärung – Microtargeting. Persönliche Daten als politische Währung (2019; Hinweis: Die Webseite bindet externe Dienste ein)
- Cambridge University Research – Study: Computers using digital footprints are better judges of personality than friends and family (2015; Hinweis: Die Webseite bindet Aktivitätenverfolgung und weitere externe Dienste ein)
- The Guardian – How Cambridge Analytica turned Facebook ‘likes’ into a lucrative political tool (2017; Hinweis: Die Webseite bindet externe Dienste ein)